SAG Fuhrpark

Die Sommerfeld AG – Teil 3

Die in den Boden blicken

Im dritten Serienteil geht es um Regeneration & Renovation

Ein High-five vom Chef, ein Lob im Meeting, eine Nachricht mit Smileys: Es gibt viele Möglichkeiten, positives Feedback auf gute Arbeit zu bekommen. Auch das Regenerations- und Renovations-Team der Sommerfeld AG erhält es – allerdings in etwas anderer Form. „Wenn alles geklappt hat, hören wir nichts“, sagt Michael van Mark lachend und versichert glaubwürdig: „Stille Telefone sind für uns in diesem Fall völlig okay.“

Was es mit der schweigenden Zufriedenheit auf sich hat? Für eine Antwort gilt es etwas auszuholen: Jede Sportart verlangt nach einem spezifisch konstruierten Untergrund, der selbst bei extremen Belastungen und Witterungseinflüssen seine funktionelle Eigenschaft behält. Fehlt diese wichtige Grundlage oder die nachhaltige Pflege, kommt es zu Folgeschäden wie einer starken Bodenverdichtung samt schlechter Wasserführung bzw. Nährstoffaufnahme der Grasnarbe. An dieser Stelle setzt das „System Sommerfeld“ mit erprobten Maßnahmen in den Teil-Bereichen Regeneration, Renovation und Rekonstruktion an.

Wie das in der Praxis aussieht, erklärt Fachbereichsleiter van Mark, der mit seinem neunköpfigen Team bei dauernassen Stellen oder nicht ausreichendem Rasenbewuchs gerufen wird. Als erster Schritt des Systems Sommerfeld wird der Boden der Golf- oder Sportplätze untersucht, um Maßnahmen und Gerät festzulegen. Häufig werden dabei Verfilzungen auch in Kombination mit Verdichtungen festgestellt, sodass vertikutiert, aerifiziert, gelockert,
besandet und nachgesät wird. „Meist sind wir bei solchen Einsätzen nach einem Tag verschwunden“, erläutert der Gartenbaumeister. In der Natur der Sache liegt es (im wahrsten Sinne), dass der Erfolg erst zwei, drei Wochen später zu sehen ist, wenn sich die Stelle erholt hat. Daher verabschieden sich die SAG-Mitarbeiter stets mit: „Eben melden, wenn noch etwas ist.“ Und dann? „Tja, dann hören wir zu 99 % nichts mehr“, klärt van Mark auf, warum stille Telefone manchmal etwas Gutes sind.

Sein Team kann aber noch mehr, als kleine Probleme schnell zu lösen. Dann bleiben von der Regeneration nur die erste und letzte Silbe übrig – und man geht über zur Renovation. Sie ist häufig auf älteren Anlagen nötig, auf denen der Zahn der Zeit und hohe Spielfrequenz für dauerhaft verdichtete Böden gesorgt haben. Eine 0815-Antwort gibt es darauf nicht. „Für jeden Boden, jedes nasse Grün, jedes kaputte Wurzelwerk gibt es eine maßgeschneiderte Lösung“, sagt van Mark.

Beispiel GLK 90: Die SAG-Eigenentwicklung hat mit der Lockerung von Böden auf vielen Anlagen Wunder bewirkt. „Dennoch können wir sie nicht ungesehen überall einsetzen.“ Bei steinigen Böden etwa würde sie jeden Brocken an die Oberfläche befördern und so die Grasnarbe zerstören – daher sei dort ein Vertidrainierer die passende Maschine. Ideal ist eine Kombination verschiedener Maßnahmen, die im Zusammenspiel eine schnelle Ableitung des Wassers von der Oberfläche über Schlitzdrainagen hin zum Rohr-Drainagesystem sicherstellen. Bei der Planung der richtigen Maßnahme helfen neben dem systematischen Vorgehen viel Erfahrung und modernste Technik: Per Drohnen werden Gelände vermessen und dreidimensionale Geländemodelle erstellt, digital Niederschlagsmengen simuliert und Wasserfließrichtungen errechnet.

Die „Königsdisziplin“ stellt für Michael van Mark aber das Golf-Grün dar. „Das ist wie eine Operation am offenen Golfplatz-Herzen.“ Selbst Grüns, die nach kleinsten Schauern durchtränkt sind, ließen sich retten. Etwa indem per „Micro-Drain“ nachträglich eine funktionierende Entwässerung erreicht wird. Wenn dadurch ein Neubau vermieden wird, spart ein Golfclub Zeit, Nerven und vor allem Geld – weswegen das Regenerations- und Renovations-Team gerngesehen sein müsste. „Na ja, auf Sportanlagen nutzen wir oft die spielfreie Zeit, aber auf Golfanlagen werden für unsere Arbeit eben manchmal Spielbahnen gesperrt“, sagt van Mark. „Daher wird schon mal mit den Augen gerollt, wenn wir kommen.“ Seine Kollegen und er nehmen das aber nicht persönlich, da sie auch ohne die sofortige Würdigung wissen: Die kurzfristige Einschränkung des Spielbetriebs führt zur langfristigen Aufwertung der Anlage – und nur das zählt für sie bei ihrer akribischen Arbeit.

Bodenmodell: © Thiemo Eddiks, Portrait: © Markus Monecke