Greenkeeping

Unsere Urgesteine

„Wos bitte is a Greenkeepa?“

Aus North Yorkshire an die Mosel – die Geschichte von Colin Atkinson  

Als man Anfang der 80er-Jahre hierzulande noch glaubte, Greenkeeping sei nur intensives Rasenmähen, da konnte Colin Atkinson schon aus dem Stand über Ballrolllängen, Besanden und Bunkerkanten referieren. Kein Wunder, schließlich mähte er bereits als Jugendlicher Grüns und war im zarten Alter von 26 Jahren Head-Greenkeeper auf einem der legendären Golfplätze in North Yorkshire. Das Interesse an Golfanlagen und deren Pflege war dem Engländer also quasi in die Wiege gelegt – und blieb es sein ganzes Berufsleben lang, von dem er einen Großteil bei der Sommerfeld AG verbrachte. Genau in der Mitte seines bisherigen Lebens kam Atkinson, der in seiner Heimat auch in der Landwirtschaft und für die Feuerwehr tätig war, im Jahr 1988 mit 32 Jahren nach Deutschland. Nur mit einem Rucksack auf dem Rücken und ohne Deutschkenntnisse. Auf der Suche nach einem Job stellte er sich in Bayern beim Arbeitsamt vor und antwortete auf die Frage nach seiner Berufserfahrung durchaus stolz über seine mehrjährige Tätigkeit: „Ausgebildeter Greenkeeper.“ Die ernüchternde Reaktion seines Gegenübers: „Wos bitte is a Greenkeepa?“ Atkinson lacht über dieser Anekdote: „So war das eben vor dem Golf-Boom
in Deutschland.“

Er fand aber zum Glück am Starnberger See schließlich eine Anstellung auf einem Golfplatz – und war zu der Zeit mit seinen Kenntnissen über den Au au der Plätze oder die Pflege von Grüns sicher einer der fachlich versiertesten Greenkeeper des Landes. Im Jahr 2002 lernte Atkinson Firmengründer Erwin Sommerfeld kennen. Ein Gespräch, ein Handschlag, wenig später war er Teil der Sommerfeld-Familie und sollte es (mit einer Unterbrechung während seiner Zeit als Head-Greenkeeper des Maritim Golfparks Ostsee) bis in die Gegenwart bleiben. Heute fungiert er als Head-Greenkeeper des Golf Clubs Cochem/Mosel e. V. Die Entwicklung, die sein Beruf in all den Jahren genommen hat, gefällt dem 64-Jährigen. Zum Beispiel seien Maschinen und Technik mittlerweile herausragend. „Als ich 1972 erstmals auf einem Golfplatz arbeitete, bestand unser Maschinenpark aus zwei Handmähern“, erzählt er. Dafür habe man früher weniger Zeit für die Bürokratie au ringen müssen.

„Heute nimmt die Dokumentation von Maßnahmen schon viel Raum ein – aber das gehört im Zuge des Qualitätsmanagements eben dazu.“ Lieber als mit Dokumenten beschäftigt er sich indes mit dem Nachwuchs. „Ich gebe mein Wissen gerne weiter“, sagt Atkinson. Neben dem fachlichen Knowhow möchte er vor allem das Selbstvertrauen der jungen Leute stärken und ihnen den Mut geben, nicht nur passiv auf Anweisungen zu warten. „Es ist ein gutes Gefühl, wenn man über die Kompetenz verfügt, selbst zu denken und zu handeln.“ Dann könne man in sämtliche Geheimnisse des Jobs eintauchen, sämtliche Facetten entdecken – und so ein Leben lang zufrieden in diesem anspruchsvollen Beruf bleiben. Greenkeeping ist schließlich so viel mehr als Rasenmähen, das weiß kaum einer besser als das Urgestein Colin Atkinson.