BEST PRACTICE: FRAUEN IM GREENKEEPING
Traumjob Golfplatz?
Im Beitrag „Frauen im Greenkeeping“ zeigt Autorin Beate Licht auf, welches Potenzial und welchen Gewinn Frauen im Greenkeeping darstellen, zumal in Zeiten von Personalengpässen. Gerade einmal 3,5% Frauen waren in der GVD-Umfrage 2021 unter den Greenkeepern! Dabei gibt es neben den im vorgenannten Beitrag bereits erwähnten Frauen noch einige mehr, die auf den deutschen Golfanlagen herausragende Arbeit leisten und im Team akzeptiert und respektiert werden. Drei weitere in der Platzpflege beschäftigte Frauen wurden von Beate Licht im Zuge der Recherche befragt und sollen nachfolgend zu Wort kommen.
Im Gespräch mit Jacqueline Siegel, stv. HGK im GC Würzburg
Frau Siegel, Sie sind schon seit mehr als zwanzig Jahren in der Golfplatzpflege aktiv; wie haben Sie zu diesem Beruf gefunden?
Im Grunde bin ich mit meiner ursprünglichen Ausbildung zur Kraftfahrzeug-Mechanikerin eine klassische Quereinsteigerin und gehörte damit 1992 auch einer klaren Minderheit an.Zu dieser Zeit verfügten die wenigsten Betriebe im KFZ-Gewerbe über separate Umkleidekabinen oder Toiletten für Frauen.
1997 wurde mein Sohn geboren und ursprünglich wollte ich nach der Elternzeit wieder zurück in meinen Beruf. Mein damaliger Arbeitgeber bestand jedoch auf Vollzeitarbeit und so kam ich dann zum Golf. Meine Erfahrung im Umgang mit Maschinen machte den Einstieg deutlich einfacher. Auf meiner ersten Golfanlage, in Bad Windsheim, blieb ich insgesamt 20 Jahre. In dieser Zeit habe ich mich an der DEULA Bayern weitergebildet, über den qualifizierten Platzarbeiter hinzur Fachagrarwirtin Golfplatzpflege (Anm. d. Red.: Frau Siegel absolvierte die Prüfung 2012 als Jahrgangsbeste, s. GKJ 4/12). Ich rückte danach zunächst zur Stellvertreterin auf, nach dem Weggang meines damaligen Chefs übernahm ich für weitere fünf Jahre die Position der Head-Greenkeeperin.
Ab 2020 war ich dann für zwei Jahre als HGK für die Firma Sommerfeld, in der Funktion eines Springers, auf unterschiedlichen Golfanlagen unterwegs. In dieser Zeit habe ich sehr viel Neues erfahren, meinen Focus erweitert und tolle Menschen kennengelernt, mit denen ich auch weiterhin Kontakt pflege. Seit April 2022 bin ich nun als stellvertretende Head-Greenkeeperin imGo lf Club Würzburg beschäftigt und werde in der kommenden Saison, wenn Marius Cazan nach 30 Jahren in den wohlverdienten Ruhestand geht, die Head-Greenkeeper-Stelle übernehmen.
Welche Voraussetzungen sollte man für diesen Beruf mitbringen und würden Sie sagen, dass es zudem spezielle Herausforderungen für Frauen gibt?
Grundsätzlich ist Teamfähigkeit für mich die wichtigste Grundvoraussetzung, denn als Head-Greenkeeper ist man immer nur so gut wie das Team, das hinter einem steht! Und dann muss natürlich die Liebe zur Natur vorhanden sein.
Als Frau muss man sich darauf einstellen, dass in diesen männertypischen Berufen oft ein rauer Ton herrscht, da sollte man nicht alles zu ernst nehmen. Tatsache ist: als Frau muss man sich in der Männerwelt behaupten und durchsetzen. Im Greenkeeping ist es natürlich schon von Vorteil, wenn man auch keine Angst vor dem Umgang mit Maschinen hat.
Der Beruf bringt eine körperliche Belastung mit sich, auch was das Arbeiten in der Natur bei Regen oder extremer Hitze angeht. Die Arbeitszeiten verlangen über das gesamte Jahr Flexibilität. Und, ich muss es nochmal erwähnen, selbst in der heutigen Zeit sind auf Golfanlagen nicht ausreichend Sozial- oder Sanitärräume vorhanden, und dabei meine ich nicht nur die für Frauen.
Trifft es denn Ihrer Meinung nach zu, dass man als Frau mehr leisten, härter arbeiten muss, um akzeptiert zu werden?
Aus meiner Sicht trifft das zu. Aber sobald die Kollegen feststellen, dass man nicht nur redet, sondern auch anpackt, ist „frau“ nach meiner Erfahrung auch akzeptiert. Von daher habe ich keine Probleme mit der Akzeptanz, zumal mir da meine langjährige Berufserfahrung zugute kommt. Die Tatsache, dass ich selber Golf spiele (Anm. d. Red.: Hcp 8,5), kommt vor allem bei den Golfspielern sehr gut an.
Hatten Sie auf Ihrem Weg einen Mentor und gibt es Unterstützung durch Kollegen aus der Branche?
Ja, den hatte ich in meinem Chef auf der Golfanlage in Bad Windsheim. Er hat mich drei Jahre lang als Mentor unterstützt und beruflich gefördert. Hilfestellung bekomme ich heute durch mein großes Netzwerk an Kollegen und Firmenvertretern. Diese kann ich jederzeit anrufen und mich mit ihnen austauschen. In dieser Beziehung habe ich noch nie negative Erfahrungen gemacht: wer Hilfe braucht, bekommt sie auch.
Frau Siegel, Sie haben einen Sohn. Wie sieht es mit der Vereinbarkeit von Familie und Job aus?
Vor 20 Jahren, als mein Sohn noch klein war, war es noch deutlich einfacher, Job und Familie zu vereinbaren. Ich hatte damals das Glück, mit der Golfanlage einen flexiblen Arbeitgeber zu haben, der mir eine Kernarbeitszeit von 8 bis 12 Uhr ermöglichte.
In der heutigen Zeit, bei mehr Mitgliedern, Startzeiten und einer sich wandelnden Gesellschaft, ist das deutlich schwerer umsetzbar. Die Ansprüche steigen, der Platz soll stets in einem Top-Zustand sein, aber am besten, ohne dass ein Greenkeeper zu sehen ist. Das war vor 20 Jahren noch anders. Damals waren die Mitglieder mehr mit dem Heimatclub verbunden, ihre Greenkeeper haben ihren Platz gepflegt. Heute ist die Mentalität einiger Menschen eine andere, nach dem Motto: „Ich bezahle und möchte dafür ungestört Golf spielen, unabhängig von der Uhrzeit“. Das macht unseren Job nicht immer leicht. Wir bearbeiten die Grüns nicht, um die Golfer zu ärgern, sondern um die Gräser gesund zu erhalten. Jeder weiß, wenn die Grüns am schönsten sind, ist eben auch der Zeitpunkt gekommen, an dem der Greenkeeper wieder Pflegemaßnahmen durchführen muss.
Auf der Würzburger Golfanlage fangen wir in der Hauptsaison um 5 Uhr morgens an. Das ist mit Familie nur zu vereinbaren, wenn der Partner flexible Arbeitszeiten hat und zur Seite steht, um morgens die Kinder zur KiTa oder Schule zu bringen. Natürlich wird es im Laufe der Jahre im Hinblick auf die Kinder einfacher, aber dann kommt das Thema Wochenend- und Feiertagsarbeit hinzu. Außerdem gibt es das Problem mit dem Urlaub: Maximal, wenn überhaupt, eine Woche während der Saison! Die wird übrigens durch den Klimawandel immer länger, somit aber auch die Saison der Golfplatzpflege.Ich bin der Meinung, dass der Beruf des Greenkeepers durch diese Gegebenheiten und den Trend zu mehr „Work-live-Balance“ schon an Beliebtheit verloren hat. Dies betrifft jedoch Frauen und Männer gleichermaßen.
Wie lautet Ihr Fazit in Bezug auf den Beruf „Greenkeeper“?
Für mich ist es ganz klar, trotz allem: Traumjob Golfplatz! Ich liebe die Natur, die ersten Morgenstunden auf dem Platz, die wir mit Feldhasen & Co. teilen. Aber auch die Zeit, wenn die Golfer da sind und unseren wunderschönen Platz mit Leben füllen. Langeweile gibt es nicht und jedes Jahr ist anders. Das ist die schöne Herausforderung, man kann immer wieder Neues ausprobieren.
Liebe Frau Siegel, besten Dank für Ihre offenen Worte und viel Erfolg in der neuen Saison, dann auch offiziell als „Erste Frau“, denn eigentlich sind Sie das ja auch jetzt schon hinter HGK Marius Cazan …
Im Gespräch mit Jessica Pohlmann, Fa. Sommerfeld/GC Widukind-Land
Frau Pohlmann, wie sieht Ihr Berufsweg aus?
Nach meiner Ausbildung zur Landschaftsgärtnerin habe ich vier Jahre lang bei der Stadt gearbeitet, hauptsächlich im Bereich Grünflächenpflege. Neben der unzureichenden Bezahlung war es in erster Linie die fehlende Aufstiegsmöglichkeit, die dazu geführt hat, dass ich mir eine neue Stelle gesucht habe. So habe ich 2021 bei der Firma Sommerfeld angefangen, und zwar alsP latzarbeiterin im Golf-Club Widukind-Land. Seit April bin ich dort zur Teamleiterin aufgestiegen und habe drei männliche Mitarbeiter.
Würden Sie sagen, dass der Beruf für Frauen mit bestimmten Herausforderungen verbunden ist?
Eine Eigenschaft, die man mitbringen sollte, ist die Liebe zur Natur. Ich war schon als Kind am liebsten draußen auf dem Pferdehof und hatte auch ein eigenes Pferd. In den typischen Männerberufen muss man sich als Frau behaupten und beweisen, das ist nun mal so. Als Landschaftsgärtnerin war ich nicht nur die körperliche Belastung und das Arbeiten auch bei extremen Wetterbedingungen schon gewohnt, sondern auch den rauen Ton und Umgang,
den das Arbeiten mit Männern mit sich bringt.
Können Sie bestätigen, dass man als Frau mehr leisten, härter arbeiten muss, um akzeptiert zu werden?
Frau muss nicht unbedingt härter arbeiten, aber sie muss aus meiner Sicht jede Menge Überzeugungsarbeit leisten. Als Frau wird man eher in Frage gestellt, bei mir kommt noch hinzu, dass ich mit 25 Jahren eine junge Frau in leitender Position bin. Da hört man dann schon mal die Frage: „Bist Du Dir sicher?“ Auf der anderen Seite hat man als Frau ja auch einige Stärken, die sich auch im Berufsleben positiv einsetzen lassen. Ich habe eine gewisse Liebe zum Detail, auch bei der Golfplatzpflege. Einen schlampig geharkten Bunker kann ich nicht akzeptieren, genauso wenig Unordnung oder mangelnde Sauberkeit, egal ob bei den Aufenthaltsräumen oder in der Maschinenhalle. Erreicht man Verbesserungen hinsichtlich der Pflegequalität, dann wird das auch von den Golfern durchweg positiv aufgenommen. Akzeptanz erarbeitet man sich durch Leistung.
Frau Pohlmann, gab es gerade in der Anfangszeit fachliche Unterstützung für Sie?
Ja, die hatte und habe ich. In meiner ersten Zeit auf der Golfanlage war es der Head-Greenkeeper, der mir viele Arbeiten erklärt und gezeigt hat. Das war ein guter Einstieg. Jetzt steht mir mein Supervisor der Firma Sommerfeld, Mario Geppert, zur Seite. In ihm habe ich jederzeit einen Ansprechpartner, so lerne ich dazu und gewinne an Sicherheit. Das ist vielleicht auch eine typisch weibliche Eigenschaft: Zum einen habe ich kein Problem damit, mir bei Bedarf Hilfe zu holen und zum anderen tut mir eine Bestätigung gut. So freue ich mich auch darüber, dass wir ab November mit einer Clubmanagerin mehr Frauenpower auf unserer Anlage haben.
Wie sieht es in Ihren Augen mit der Vereinbarkeit von Familie und Job aus?
Nicht sehr gut, aber das ist ja in vielen Berufen so. Ich habe sogar mein Pferd abgeben müssen, weil dafür einfach keine Zeit bleibt. Mit Familie ist es schwierig, denn sehr häufig ist es, selbst wenn beide arbeiten, doch die Frau, die das Kind aus dem Kindergarten abholt. Das Arbeiten am Wochenende, an Feiertagen und die Überstunden, das sind sicherlich erst recht Hemmnisse für Frauen mit Familie. Ziel sollte es sein, dass zumindest eine Woche Urlaub in der Saison möglich ist.
Frau Pohlmann, welches Fazit ziehen Sie in Bezug auf den Beruf?
Ich würde wieder eine Ausbildung im Garten- und Landschaftsbau wählen. Bei diesem Beruf ist es allerdings das Pflastern, das extrem zu Lasten der Gesundheit geht. Für das Greenkeeping, mit seinen abwechslungsreichen Aufgaben, würde ich mich wieder entscheiden, bevorzugt mit der Möglichkeit zum fachlichen Austausch! Grundsätzlich ist es aber wichtig, dass das Team funktioniert, nur so macht die Arbeit Spaß und man erzielt das gewünschte Ergebnis.
Liebe Frau Pohlmann, vielen Dank für Ihre informativen Ausführungen, Ihnen viel Erfolg in der neuen Position und weiterhin viel Freude an und in der (Golf-) Platzpflege.
Im Gespräch mit Gabi Peter, Fa. Sommerfeld/GC Bad Saarow
Gabi Peter ist seit 27 Jahren in der Golfplatzpflege des Golf Club Bad Saarow tätig: vier Plätze mit insgesamt 63 Golfbahnen am Scharmützelsee und einem Pflegeteam mit insgesamt vier Frauen.
Frau Peter, was macht Ihnen im Greenkeeping am meisten Spaß?
Ursprünglich habe ich Versicherungskauffrau gelernt, aber schnell gemerkt, dass der Bürojob nichts für mich ist. 1995 kam ich auf die Golfanlage, quasi zur Geburtsstunde des Faldo Course, den ich seit März 2022 als Teamleiterin betreue. Von dem Moment an wusste ich, das ist meine Welt: frühmorgens in der Natur sein, eine abwechslungsreiche Arbeit, verbunden mit dem Einsatz der unterschiedlichsten Maschinen und Geräte. Und, das Gefühl, wenn man nach getaner Arbeit auf eine gepflegte Anlage blickt und das positive Feedback der Golfer bekommt.
Lobende Golfer? Das wünscht man sich häufiger!
Nicht nur das, die Golfer reagieren auch positiv darauf, dass bei uns so viele Frauen im Greenkeeping-Team arbeiten. Spricht ja wohl dafür, dass es eher ein ungewohnter Anblick ist.
Bei so viel Begeisterung brauche ich eigentlich nicht mehr fragen, ob Sie den Weg nochmal einschlagen würden.
Nein, das würde ich auf alle Fälle, es ist mein Traumberuf!
Gibt es dann überhaupt noch Verbesserungsvorschläge?
Kaum – doch, einen: Eine Greenkeeperin sollteg gleichberechtigt für alle anstehenden Arbeiten zuständig sein!
Liebe Frau Peter, das sollte eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein, aber vermutlich haben Sie recht mit Ihrer vorigen Aussage: Ganz selbstverständlich sind Frauen im Greenkeeping wohl immer noch nicht! Ihnen weiterhin alles Gute und bewahren Sie sich Ihre positive Art!
Die drei Interviews erschienen im Greenkeepers Journal 3/2022 und wurden von Beate Licht geführt.