Golfclub Tegernsee

Die Sommerfeld AG – Teil 7

Hightech statt Holzpflöcke

Im 7. Serienteil geht es um den Golfplatzbau

 

Kaum zu glauben, dass an dieser Stelle in wenigen Monaten ein Greenkeeper zur Not mit der Nagelschere zwei Grashalme zurechtstutzen würde, damit das Grün makellos ist. Denn zurzeit ist an dieser Stelle nichts als blubbernder Matsch, auf dem auch noch ein riesiger Bagger vor sich hin poltert, so schwer wie sechs Nashörner. „Filigran kommt später, jetzt sind wir erst mal dran“, sagt Florian Clute und lacht. „Wir“, das sind sein Team und er – die Golfplatzbauer und -renovierer der Sommerfeld AG. Deren Aufgabenpalette reicht vom Erdund Drainagebau über Beregnungs- und Wegebau bis zu Finishing und Fertigstellungspflege.

Je nach Projekt gehören bis zu 30 Mitarbeiter zur Crew. Und die alten Haudegen unter ihnen erinnern sich noch an früher, als mitten im Nirgendwo Holzpflöcke standen, an denen sich die Baggerführer beim Ausheben eines Bunkers oder für das Modellieren eines Hügels orientierten. Vergangenheit. Heute erstellen die Golfplatzbauer auf Basis eines dreidimensionalen Gelände-Scans per Drohnentechnik sowie den Architekten-Plänen einen Massenverteilplan, der in das GPS der Bauund Transportfahrzeuge programmiert wird. „Wie Roboter folgen die Maschinen nun exakt den Vorgaben, die das Programm macht“, erläutert Clute. „So wird jeder Kubikmeter Erde ohne Umwege und mit genauem Ziel bewegt.“ Hightech statt Holzpflöcke.

Doch Technik ist nicht alles, hauptverantwortlich ist letztlich immer der Mensch. Zum Beispiel beim Shaping, also dem virtuosen Modellieren der Spielflächen. „Unsere Shaper sind auf ihrem Gebiet schon Künstler“, sagt Clute anerkennend. Und ebenso wie der Bauleiter selbst oder die für den Erdbau zuständigen Kollegen weit mehr  als bloße Umsetzer der Pläne des Architekten. Denn nicht alles, was am PC gut aussieht, funktioniert 1:1 in der Natur – da ist dann fachliche Rückmeldung gefragt: Wieso kann der Teich nicht an diese Stelle? Wohin rückt er dann? Und was machen wir mit dem angedachten Hügel? „Bei Fragen wie diesen arbeiten wirHand in Hand mit dem Kunden und dem Planer – und haben am Ende immer eine gute Lösung gefunden“, so Clute. Was umso wichtiger ist, da kein Projekt dem nächsten gleicht. Der landschaftliche Charakter, das regionale Klima und die Wünsche des Kunden fordern stets individuellen Einsatz von Materialien und Maschinen.

Die Range der Projekte reicht vom fünfjährigen (Um-)Bau der 45-Loch-Anlage des Öschberghofs, den die Sommerfeld AG in ungefähr 85.000 Arbeitsstunden umsetze, bis zu knackigen Drei-Wochen-Maßnahmen wie jüngst der Grün- und Abschlagsanierung im Golfclub Ravensberger Land e. V. Auf einer bestehenden Anlage zu arbeiten, macht den Golfplatzbauern so viel Freude wie ein Neubau. „Die Herausforderung besteht dann darin, dass die neu gebauten Teile optimal mit dem Bestand harmonieren“, so Clute. Zum Beispiel ziehe sich die Modellierung eines Grüns stets in dessen Umfeld. Baue man das Grün neu, müsse diese Modellierung so exakt aufgenommen werden, dass hinterher alles wie aus einem aussieht. „Im besten Fall sieht es so aus, als wären wir gar nicht dagewesen“, sagt der 31-Jährige.

Dass die von Sommerfeld gebauten Golfanlagen sportlichen, technischen und ästhetischen Anforderungen vollauf genügen, liegt auch an der Arbeit im hauseigenen Labor: Da Sand nicht gleich Sand ist, wird er vor dem Einsatz untersucht, so dass nur richtlinienkonforme Sande genutzt werden. Die Einhaltung weiterer FLL- oder USGA-Richtlinien ist obligatorisch, der Maschinenpark mit Baggern, Raupen und Transportfahrzeugen gut bestückt. „Und wir werden in keinem unserer Aufgabenfelder auch nur einen Deut nachlassen, sondern im Gegenteil immer weiter danach streben, uns zu verbessern“, sagt Florian Clute der übrigens selbst in seiner Freizeit von der hohen Qualität seines Teams profitiert. Denn der Bauleiter spielt einmal pro Jahr eine Runde auf jedem Golfplatz, für dessen Neu- oder Umbau er verantwortlich zeichnete – und kann sich dann beim Putten lächelnd zurückerinnern, dass genau an dieser Stelle einst ein Riesenbagger in blubberndem Matsch stand.

 

 

Die Sommerfeld AG, Teil 8
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